Münzen sammeln
Der Unterschied zwischen Münze und Medaille
Bamberg, Johann Georg II. Fuchs von Dornheim (1623-1633). Reichstaler o.J. (um 1629), Münzstätte Fürth.
Sachsen, Friedrich August I. (1694-1733). Goldmedaille zu 25 Dukaten 1719 (von H. P. Großkurt), geprägt auf die Vermählung seines Sohnes Kurprinz Friedrich August (II.) mit Erzherzogin Maria Josepha von Österreich.
Münzen sind gültige oder außer Kurs gesetzte Zahlungsmittel, deren Wert durch den ausgebenden Münzherrn garantiert wird oder wurde.
Medaillen können Sie hingegen selbst prägen lassen. Ein Medailleur fertigt die gewünschten Stempelmotive an, Sie sorgen für das entsprechende Prägemetall und schon können Sie sich in einer Münzprägeanstalt ihre persönliche Medaillen prägen lassen.
Sollten Sie Ähnliches mit gesetzlichen Zahlungsmitteln wie unseren Euromünzen versuchen, würde das eine Anzeige und Haftstrafe wegen Münzfälschung nach sich ziehen.
Zur Geschichte des Münzen Sammelns
Ein Hobby mit Tradition
Geld regiert die Welt (Imperat in toto regina pecunia mundo) – von dieser Devise ließ sich Herzog Friedrich von Sachsen (gest. 1611) in seiner Regierung leiten.
Ganz bewusst hob er die große Bedeutung des Mediums Geld hervor, das über vielerlei Eigenschaften verfügt: es ist abstrakt und konkret zugleich, unveränderlich und doch ständig anders, ein Maßstab und zugleich messbar.
Dementsprechend unterschiedlich fallen auch die Definitionen von Geld aus: Volkswirte sehen im Geld das Zahlungsmittel, Historiker einen Spiegel der Zeiten, Moraltheologen eine Inkarnation des Diesseitigen, Juristen einen Rechtsanspruch, Ethnologen ein Kultobjekt, Literaten ein Symbol der Habgier. Die Aufzählung ließe sich beliebig lange fortsetzen.
Die heutigen Lehrbücher der Ökonomie definieren Geld zumeist über seine Funktion als Zahlungs- und Tauschmittel, Recheneinheit, Wertaufbewahrungsmittel und Wertmesser. Diese funktionale Perspektive kommt nicht von ungefähr, wurde das Geld doch im Laufe seiner Geschichte immer stoffloser und unsichtbarer.
Vom Tauschobjekt wie den schmückenden Muscheln über glitzernde Münzen und knisternde Banknoten wandelte es sich zum elektronisch verwalteten Medium unserer Tage. Die atemberaubende Karriere des Geldes hat letztlich nur einen einzigen Grund: es ist praktisch. Es erleichtert Tausch und Handel immens, rationalisiert Transaktionen, macht Dinge und Dienstleistungen vergleichbar, kurz – es ermöglicht eine komplexe arbeitsteilige Wirtschaft.
Geld in Form von Münzen existiert schon seit mehr als 2.500 Jahren. Im 7. Jahrhundert v.Chr. ließen die Könige von Lydien in Kleinasien (heute Türkei) das im Fluss Paktolos gewonnene Elektron, eine natürliche Legierung aus Gold und Silber, in Stücke von annähernd gleichem Gewicht ausprägen. Versehen mit ihrem Stempel wurden sie als Tauschobjekte in Umlauf gebracht. Rasch breitete sich diese revolutionäre Erfindung aus und bestimmte im folgenden die Geschichte der Menschheit wesentlich mit.
Im klassischen Altertum entstanden aus handels- wie auch aus außenpolitischen Motiven unterschiedliche Geldsorten. Münzen von verschiedenstem Gewicht und Aussehen wurden in großen Stückzahlen ausgeprägt. Bei vielen dieser Münzen wendete man bei ihrer Herstellung große Sorgfalt auf, da man ihnen großen Wert beimaß. Mitunter entstanden Kleinkunstwerke, die bereits von Zeitgenossen als solche erkannt wurden. So ist es nicht verwunderlich, dass man Münzen schon bald um ihrer selbst willen aufbewahrte und sammelte. Antike Münzen fanden in der Kunst des Mittelalters Verwendung bei der Ausgestaltung von Kunstgegenständen.
Makedonien, Philippos III. – Lysimachos (323-316-281 v. Chr.). Drachme, Silber, unbekannte Münzstätte im westlichen Kleinasien.
Herakleskopf im Löwenfell nach rechts // Zeus Aetophoros sitzt nach links, davor der makedonische Helm.
Das systematische Sammeln von Münzen setzte in der Zeit der Renaissance ein. Das neu erwachende Interesse an den Ursprüngen der eigenen Geschichte führte zu einer intensiven Beschäftigung mit allen Hinterlassenschaften des Altertums. Hierfür boten sich neben literarischen Zeugnissen vor allem die Münzen als authentische und aussagefähige Quellen an. So ist es sicherlich kein Zufall, dass einer der ersten wichtigen Münzsammler der italienische Philosoph Petrarca (1304-1374) war, der das humanistische Denken der damaligen Zeit entscheidend mitprägte. Das Interesse galt damals vor allem den antiken Münzen, zeitgenössische Erzeugnisse wurden kaum beachtet. Paduaner Stempelschneider bemühten sich um die Nachahmung der antiken Münzkunst und schufen sogar einen neuen Medaillenstil, die Paduaner.
Bald erstreckte sich das Interesse an Münzen auf Gepräge aus anderen Zeiten. So hören wir in Grunaus „Preußischer Chronik“ von der Münzsammelleidenschaft des Bischofs Stephan von Kulm (1480-1495), den der Chronist unverblümt wegen seiner merkwürdigen Beschäftigung kritisierte: „Er saß uf seynem Schlosse und besagh den Dag über die frembde und seltsame Muntze, die er hatte; denn man sagte von ym, dass er sich vorhin beflissen hette, dass er aller Lande Muntze hette. Dys that er mer aus Dumheit denn anders warumb, wenn er war eyn seer alter Man“.
Schon bald gehörte es in vielen Herrscherhäusern zum guten Ton, eine Münzsammlung zu besitzen. Im 16. und 17. Jahrhundert gingen immer mehr Landesfürsten und freie Städte dazu über, Exemplare ihrer eigenen Prägungen aufzubewahren. Als Hubert Goltzius, einer der ersten wissenschaftlichen Numismatiker, in den Jahren zwischen 1556 und 1560 Westeuropa bereiste, fand er fast 950 Münzkabinette vor, darunter alleine in Deutschland mehr als 200.
Die Numismatik, also die wissenschaftliche Münzkunde, entwickelte sich seitdem zu einer der wichtigsten Stützen der Geschichtswissenschaften. Seit der Erfindung des Buchdrucks illustrierte man die Werke zur Altertumswissenschaft ausgiebig mit Münztafeln. Bis heute greift die althistorische Forschung immer wieder auf die Münze als Quelle zurück. Die Verbreitung von Büchern mit und über Münzen hat natürlich zur Popularität des Münzen-Sammelns beigetragen.
Das Sammeln von Münzen war im 16. und 17. Jahrhundert noch überwiegend dem Adel vorbehalten, erinnert sei hier an Christina von Schweden und Lieselotte von der Pfalz, zwei berühmte Sammlerinnen ihrer Zeit. Der Aufstieg des städtischen Bürgertums im 18. Jahrhundert brachte es mit sich, dass man auch in diesem Bereich dem Adel nacheiferte. Immer mehr Privatleute legten sich eine eigene Münzsammlung zu. „Köhlers Münzbelustigungen“, die von 1729 bis 1750 in Nürnberg erschienen und weite Verbreitung fanden, können als erste Münzzeitschrift gelten. Zugleich begann in dieser Epoche der Handel mit Sammlermünzen im eigentlichen Sinne. Als einen der ersten Münzhändler kennen wir den Frankfurter Bankier Meyer Amschel Rothschild. Die spätere Bedeutung des Bankhauses Rothschild war in nicht unerheblichem Maße der Sammelleidenschaft des Hanauer Grafen Wilhelm, der 1785 die Landgrafschaft Hessen-Kassel erbte, zu verdanken, den der Bankier „belieferte“.
Bayern, Karl Albrecht (1726-1745). Karolin 1731, Münzstätte München. Büste nach rechts // Thronende Madonna von vorne, auf den bayerischen Wappenschild gestützt, im Arm das Kind und den Reichsapfel.
Im 19. Jahrhundert hatte sich das Sammeln von Münzen und Medaillen als Beschäftigung für das breite bürgerliche Publikum etabliert. Zu den Sammlern gehörten auch Geistesgrößen wie Winckelmann oder Goethe. 1843 gründeten Wissenschaftler, die Kuratoren der örtlichen Münzkabinette und einige private Sammler in Berlin den ersten Münzsammlerverein. Staatliche wie auch private Sammlungen wurden nun systematisch gesichtet und erfasst. Die numismatische Forschung nahm einen beispiellosen Aufschwung und viele bis heute gültige Standardwerke der numismatischen Fachliteratur entstanden in dieser Zeit. Zugleich entstanden die ersten großen Münzhandlungen bzw. die ersten rein auf die Numismatik ausgerichteten Auktionshäuser.
Heute erfreut sich das Sammeln von Münzen und Medaillen aus den verschiedensten Epochen und Ländern einer ungebrochenen Beliebtheit bei einem breiten Publikum. Gerade im Zusammenhang mit der Einführung des Euro scheint das Interesse an Münzen bei vielen neu erwacht zu sein, auch wenn es sich auf die modernen Prägungen beschränkt.
BRD, 50 Pfennig 1950 G, mit der Reversumschrift Bank Deutscher Länder – die seltene Variante dieses ansonsten häufigen 50 Pfennig-Stücks.
Die Kriterien, nach denen die Sammler ihre Schätze zusammentragen, haben sich im Grunde kaum verändert. Im Vordergrund steht beim Sammeln der Wunsch, Beispiele der Kunst einer bestimmten Epoche zusammenzutragen und sich an ihrer Schönheit zu erfreuen. Insofern ist der Münzsammler auch immer Kunstsammler und Kunstliebhaber. Hinzu tritt der historische Aspekt, bei dem die Geschichte einer bestimmten Region oder einer Epoche an Hand der Münzprägungen dokumentiert wird. Im diesem Zusammenhang setzt sich der Sammler mit Fragen nach Personen und Ereignissen der Vergangenheit auseinander, was bisweilen weit über die direkte Beschäftigung mit den Münzen hinausführt. Und schließlich spielt auch der lokalhistorische und geographische Aspekt eine Rolle, bei dem sich der Sammler vom Interesse an einer bestimmten Region – nicht selten seiner Heimat – leiten lässt.
Auf welche Weise Sie auch immer mit Münzen oder Medaillen in Berührung kommen und nach welchen Gesichtspunkten Sie Ihre eigene Sammlung aufbauen wollen, Sie stehen in einer langen Tradition. Zu bedenken gilt es allerdings, dass das Sammeln von Münzen in erster Linie nicht aus spekulativen, auf Gewinnerzielung ausgerichteten Gründen erfolgen sollte, sondern als Hobby anzusehen ist.
Die Behandlung und Pflege von Münzen und Medaillen
Kein Einzelfall: Vor einem Termin zur Begutachtung von Münzen bei einem Sachverständigen werden die vorzulegenden Münzen noch schnell mit einem Silberputztuch abgerieben oder in ein Silbertauchbad gesteckt, denn so schmutzig und klebrig kann man seine Schätze doch nicht vorzeigen.
Die Ernüchterung folgt bei der Begutachtung, wenn man erfährt, dass man mit diesen Maßnahmen den Werts seiner Münzen selbst erheblich vermindert hat.
Grundsätzlich gilt: Münzen darf man nicht putzen, scharf reinigen oder bereiben. Jede falsche Behandlung mindert ihren Wert. Der Fachmann erkennt den Zustand und Erhaltungsgrad Ihrer Münze(n) auch, wenn sie nicht gereinigt sind!
Die Erhaltungsgrade von Münzen
Der Wert einer Münze wird bestimmt durch ihre Erhaltung und durch ihre Seltenheit. Das Alter spielt entgegen oft geäußerter Meinung nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Zur Bestimmung der Erhaltung werden mehrere Kriterien herangezogen:
- Wie stark ist die Münze oder Medaille abgegriffen?
- Besitzt sie viele Kratzer und/oder Randfehler?
- Wurde sie unsachgemäß gereinigt?
Bei Medaillen spielt zudem das Material eine Rolle, aus dem das Stück geprägt wurde.
Münzen und Medaillen werden nach folgenden Erhaltungsgraden bewertet:
- Polierte Platte (PP) – Proof – Flan bruni – Fondo specchio
- Stempelglanz (ST) – Uncirculated – Fleur de coin – Fior di conio
- Vorzüglich (vz) – Extremly fine – Superbe – Splendido
- Sehr schön (ss) – Very fine – Très beau – Bellissimo
- Schön (s) – Fine – Beau – Molto bello
- Gering erhalten (g.e.) – Very good – Très bien conservé – Bello
Nähere Erläuterungen zu den Erhaltungsangaben finden sich in der Standardliteratur.
Literatur zum Thema „Münzen und Medaillen“
Vorweg: Das Buch, in dem alle Münzen aufgeführt wird, wurde noch nicht verfasst.
Nachdem es viele Sammelgebiete gibt, sind hierzu zahlreiche Bücher und Zeitschriften erschienen, angefangen vom allgemeinen Bestimmungsbuch über Münzen des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zum Variantenkatalog, in dem alle bekannten Abarten einer Kleinmünze aufgeführt sind.
Vor dem Kauf numismatischer Literatur, sei es im Antiquariat oder von Neuerscheinungen, sollten Sie fachlichen Rat einholen. Denn die falschen Bücher geben Ihnen beim Sammeln keine Hilfestellung oder erwecken Erwartungen, die dann bei fachlicher Begutachtung bitter enttäuscht werden.
Sollten Sie Literatur zu einem speziellen Thema suchen, nenne ich Ihnen gerne entsprechende Titel.